Ein halbes Jahrhundert alt, aber keineswegs müde!
Mit rund 150 Gästen und Weggefährten feierte die Leichtathletik-Gemeinschaft Nordheide (LGN) ihr 50-Jähriges Jubiläum im Vereinsheim und der angrenzenden Mehrzweckhalle des TSV Winsen auf dem Jahnplatz. Unter den Gästen, die teilweise lange Anreisen auf sich genommen hatten, auch einige Gründungsmitglieder. Am 4. November 1969 wurde die LG Nordheide – damals unter dem Namen LG Winsen-Nordheide – von den Gründungsmitglieder MTV Borstel-Sangenstedt, VfL Jesteburg, MTV Stöckte, Hansa SV Winsen und dem MTV Winsen gegründet.
Das Motto damals: Vereint sind die Schwachen mächtig. Damals wie heute sollten „Talente gesucht und Talente gefördert werden“, wie die amtierende Vorsitzende Birgit Costard berichtete. Ihr Dank ging auch an die vielen ehrenamtlichen Trainer und Helfer, die benötigt werden, um Trainingsbetrieb und Veranstaltungen durchzuführen. Die letzte ausgerichtete Meisterschaft liegt allerdings schon ein paar Jahre zurück: Im Jahr 2012 fanden auf der Heim-Sportanlage der Berufsbildenden Schulen in Winsen Landesmeisterschaften statt. „Seitdem war es uns nicht mehr möglich, da die Anlage stark sanierungsbedürftig ist.“ Jetzt soll 2022 endlich etwas passieren. „Ich hoffe, dass uns die Politik nicht wieder im Stich lässt.“ Der stellvertretende Landrat Uwe Harden – neben Winsens stellvertretendem Bürgermeister Heinrich Schröder, Vertreter der Politik, überbrachte nicht nur die Glückwünsche des Landkreises, sondern versprach: „Wir haben die Anlage als Nummer fünf auf der Liste.“
Wie gut der Ruf der LGN ist, sah man auch daran, dass Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes, zwar nicht kommen konnte, sich aber per Videobotschaft mitteilte: „Die LG hat einen sehr guten Ruf für gute Nachwuchsarbeit.“ Andreas Ull überbrachte als Vizepräsident Breitensport und Sportentwicklung die Glückwünsche des Niedersächsischen Leichtathletikverbandes. „Als Athlet habe ich die LG immer gehasst!“ Denn: der Zusammenhalt in einer großen Gruppe, vor allem beim Training, mache die Sportler noch stärker. „Die LG ist in Niedersachsen zu einer Talentschmiede geworden.“ 1979 hatte die LG sogar 14 Mitgliedsvereine, heute gehören der LG mit dem TSV Winsen, HSV Stöckte, MTV Borstel-Sangenstedt, MTV Pattensen, MTV Laßrönne, MTV Fliegenberg, MTV Jahn Obermarschacht, VfL Jesteburg und SC Klecken neun Vereine an. Für die Vereinsvertreter hatte Ull eine Ehrenurkunde dabei. Wolfgang Schirner, Vorsitzender des NLV-Bezirks Lüneburg, hatte nicht nur Glückwünsche für die Leichtathlen dabei, er verlieh zusammen mit Andreas Ull die Goldene Ehrennadel des Niedersächsischen Leichtathletik Verbandes an Birgit Costard.
Nach den Ansprachen und Gratulationen wurde die Geschichte der LG Nordheide lebendig. Tim Tomczak, Läufer und Mitglied des Festausschusses, zeigte anhand eines Zeitstrahls die Meilensteine der Geschichte auf. Zahlreiche anwesende Sportler – teilweise von weit her angereist, wie Klaus Gerlach aus der Sächsischen Schweiz – berichteten von den Geschichten, die hinter den Bildern steckten. So wie die Läufer Reiner Weiß und Ernst-Helmut Martens. Die beiden Athleten der ersten LGN-Stunde haben zusammen mit Hans-Günter Ulmann 1972 das Olympische Feuer ein Stück weit von München nach Kiel getragen, wo damals die Bootswettbewerbe stattfanden. „Es war zwar nur ein Kilometer, eigentlich eine zu kurze Strecke, aber wir haben jeden Meter genossen.“ Michael Mertens holte den ersten Deutschen Meistertitel für die Leichtathletik Gemeinschaft. 1983 im Kugelstoßen bei der Jugend. Später nahm er sogar an den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta und vier Jahre später in Sydney teil, dann allerdings für die LG Göttingen. Aus Gifhorn angereist hatte er sogar sein damaliges Wettkampftrikot dabei. Er hatte überlegt es überzustreifen. „Aber irgendwie muss es in die Kochwäsche geraten sein“, schmunzelte er. Auch wenn er, wie früher, noch lange keine typische Kugelstoßer-Figur hat, war es ihm doch über die Jahre zu klein geworden. Ab und zu kommt er noch mal ins Grübeln, wieder in die SeniorenLeichtathletik einzusteigen. „Aber dann für die LG Nordheide“, stellte Mertens klar. Es sollten weitere Deutsche Meisterschaften und internationale Einsätze von Sportlern folgen, die ihre Karriere in der LGN begannen. Dennis Griese, Deutscher Jugend-Meister über 110m Hürden 1994 und 1995, war genauso nach Winsen gekommen wie Jala Gangnus, die unter anderem im Jahr 2005 Silber bei den U20-Europameisterschaften in Kaunas über 200m gewonnen hatte. Lea Madlen Meyer belegte 2012 mit der 4x400m-Staffel Platz 5 bei der U20-WM in Barcelona. „Das war der spannendste Moment in meinem Leben.“ Sören Ludolph, erfolgreicher 800m-Läufer musste leider kurzfristig absagen. Aber auch Jana Sussmann, die ihre Karriere erst diesen Sommer beendet hatte, berichtete von ihrem ersten internationalen Lauf bei den Juniorenweltmeisterschaften 2008 in Bydgoszcz oder dem Deutschen Meistertitel 2011 in Kassel, den sie noch im LGN-Trikot gewonnen hatte. „Davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen.“
Nach dem offziellen Teil war allerdings noch lange kein Ende in Sicht. Bis weit nach Mitternacht wurden Erinnerungen ausgetauscht, Freundschaften mit alten Weggefährten aufgefrischt oder einfach nur lockere Gespräche geführt.
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Bilder und Text von K. Schaar (WA).